Meine Geschichte – Wie alles begann | Teil 11
Zu meiner Verwunderung wachte ich am nächsten Morgen bereits um 8.30 Uhr auf, stand auf, machte mich fertig und ging voller Entdeckungsdrang hinaus auf die Straße. Mein letzter Tag in Pattaya. Morgen fliege ich um 16.20 Uhr mit AirAsia von Bangkok nach Phnom Penh, Kambodscha. Ein letzter Tag im Seebad. Da ich noch gar nicht am Strand war, entschloss ich mich, heute ein paar Stunden an den Strand zu legen. Zunächst einmal das Hungergefühl im Bauch abschalten. Am einfachsten wird dies möglich sein durch Nahrungsaufnahme.
Da ich schon viel über Anton gelesen habe, das Restaurant, das ich am ersten Tag bereits in Naklua gesehen hatte, war ich wild entschlossen dem Anton, dessen Besitzer eigentlich Peter heißt, jetzt einen Besuch abzustatten. Wie selbstverständlich ging ich zur Second-Road, hielt eines der vielen Baht Taxis an, die vorbei fuhren und stieg ein. Am Dolphin Kreisverkehr stieg ich aus, gab dem Fahrer zehn Baht, überquerte zweimal die Straße und stieg in das nächste Bath Taxi Richtung Naklua. Ein paar Minuten später erkannte ich bereits auf der rechten Straßenseite das Restaurant Anton. Klingelknopf drücken, aussteigen, Fahrer bezahlen, Straße überqueren und Restaurant betreten. Als echter Deutscher bestellte ich mir natürlich ein echtes deutsches Frühstück, mit echtem deutschen Kaffee. Das Anton war in Pattaya eine Institution für alle Deutschen. Jeder Deutsche, der in Pattaya war, hat hier schon mal gegessen.
Peter betrat den Laden ein paar Minuten nachdem ich mein Frühstück bekommen hatte. Ich saß an einem der vorderen Tische und schaute mir das Treiben draußen auf der Straße an. Peter kam zu mir an den Tisch und fragte, ob alles nach Wunsch sei. Ich bejahte und wir kamen ein bisschen ins Gespräch. Peter ist ein netter Mensch, sehr hilfsbereit, eine Anlaufstelle für alle Fragen und Probleme. Das Frühstück war sehr schmackhaft und Kaffee ohne Ende. Der Kaffee ist in Thailand jedoch sehr gewöhnungsbedürftig. Das ist bisher die erste und einzige Kritik, die ich an Thailand anbringen könnte, wenn ich denn wollte. Ansonsten ist es hier das Paradies auf Erden. Das Essen ist außergewöhnlich gut, die Preise sind außergewöhnlich niedrig und das Wetter… hervorragend. Was will man mehr? Völlig in Gedanken versunken sitze ich im Anton und lasse an meinem inneren Auge die Ereignisse der letzten Tage vorüberziehen. Es ist schwierig, die vielen verschiedenen Eindrücke der für mich fremden Welt in so kurzer Zeit auf sich einwirken zu lassen. Die Kellnerin kam an den Tisch und ich erschrak förmlich, als sie mich aus meinen Gedanken riss, um zu fragen, ob ich noch etwas haben möchte. Ja, Nein… eigentlich nicht… doch ja, ich hätte gerne die Rechnung. Sie nahm das mit, was ich von meinem Frühstück übrig gelassen hatte, nämlich leere Teller und kam mit der Rechnung wieder zurück. Nachdem ich bezahlt hatte, stand ich auf und ging wieder zurück auf die Straße.
Es war knapp 11 Uhr vormittags und schon richtig heiß. Die Sonne brannte erbarmungslos, aber mir machte das nichts aus. Ich genoss die wärmenden Strahlen der thailändischen Sonne und beschloss den Weg zurück zum Hotel zu Fuß zu gehen. Dies gab mir die Gelegenheit, die Stadt intensiver zu entdecken. Mir fiel sofort auf, dass die Naklua Road fest in deutscher Hand war. Deutsche Restaurants, deutsche Zahnärzte, deutsche Bierbars und deutsche Massagesalons. Als ich unten am Dolphin Kreisverkehr wieder angekommen war, lief ich links in die Second-Road, dort wo ich am Tag zuvor zur Massage ging. Einige Frauen saßen vor dem Massagesalon, auch diejenigen die gestern mit mir beschäftigt waren. Sie erkannten mich und winkten mir zu. Man fragte mich ob ich nicht gerne eine Tasse Tee mittrinken würde. Da ich gerade erst vom Frühstücken kam und sich nach vier Tassen Kaffee noch immer kein Durst einstellen wollte, lehnte ich dankend ab. War das nun geschäftstüchtig, oder einfach nur gastfreundlich und aufmerksam? Mein Eindruck war, es war letzteres. Die Freundlichkeit der Thais ist für jemanden aus unseren Breitengraden doch sehr überraschend. Nicht aufdringlich, einfach nett, offen und angenehm im Umgang. Ich ging weiter die Straße hinunter und konnte mich nicht satt sehen an den vielen Ständen und kleinen Verkaufsläden, Egal ob Essen, Kleidung, Koffer oder Spielzeug. Alles zu einem konkurrenzlos günstigen Preis, wenn man unsere Maßstäbe anlegt. Wenn ich aus Kambodscha zurück komme werde ich hier erst einmal gnadenlos einkaufen. Dann werde ich, Gott sei Dank, auch noch ein paar Tage hier im Seebad verweilen.
Nach über einer Stunde Fußweg kam ich zurück in mein Hotel. In meinem Hotelzimmer angekommen, zog ich meine Badehose an und ging anschließend hinunter an den Strand. Auf dem Weg dorthin kaufte ich noch ein großes Strandhandtuch für 1,50 €. Mein Geld und meine Wertgegenstände ließ ich im Zimmersafe zurück. Ich nahm nur ein bisschen Geld in einem wasserfesten Behälter mit, der sich an einer Kordel um meinen Hals befand. Für kleines Geld mietete ich mir eine Strandliege und genoss die Ruhe und die Aussicht auf die Schiffe und die Bucht von Pattaya. Zwar kamen regelmäßig Strandverkäufer vorbei und boten ihre Produkte bzw. Dienstleistungen an, aber ich lehnte dankend ab. Nur wenn jemand mit Essen und Trinken an mir vorbei lief, wurde ich schwach. Es ging nicht anders, ich musste viele der exotischen Früchte einfach probieren, ebenso wie die vielen thailändischen Spezialitäten, die von den Strandverkäufern für wenig Geld angeboten wurden. So entspannte ich den Rest des Tages, tankte Energie für die nächsten Tage und Wochen meines Abenteuers, das morgen erst richtig beginnen sollte. So sehr ich Thailand bereits in mein Herz geschlossen hatte, so sehr freute ich mich morgen auf Kambodscha.
Da morgen wieder ein stressiger Tag werden wird, nahm ich mir vor, heute nicht mehr allzu spät ins Bett zu gehen. Aber bekanntlich liegen Wunsch und Realität manchmal weit auseinander. Am heutigen Tag sollte es nicht anders sein. Als die Dämmerung einsetzte, lief ich zurück ins Hotel, duschte mir den Sand von meinem Körper, zog mich an und ging wieder hinaus in die tropische schwüle Sommernacht der thailändischen Touristenstadt. Auf dem gestrigen Nachhauseweg bemerkte ich bereits, dass gerade auch die kleinen verwinkelten Straßen ihren Reiz hatten. So lief ich durch mehrere kleine Gassen, die alle voll waren von Bierbars, Garküchen, Wäschereien und kleinen Läden. Nach einiger Zeit bekam ich Durst und setzte mich in eine der offenen Bierbars. Am Tresen kam ich ins Gespräch mit einem Amerikaner. Er erzählte mir, dass er schon häufig in Pattaya war und war auch ansonsten sehr extrovertiert. In der Bierbar schien man ihn sehr gut zu kennen und seine große Klappe, die er zweifelsfrei hatte, wurde ihm nicht übel genommen. Wir unterhielten uns ungefähr eine halbe Stunde, bevor er vorschlug noch irgendwo anders hinzugehen. Den einen oder anderen Geheimtipp wollte er mir heute Abend noch zeigen. Na das kann ja lustig werden.
Wir zogen also von einer Bierbar zur nächsten und überall wurden wir stürmisch begrüßt, wobei die Begrüßung aller Wahrscheinlichkeit mehr meinem neuen Freund galt, als mir. Ich kam hier ja überall zum allerersten Mal. Wenn ich in meiner Heimatstadt mit so einer großen Klappe durch die Kneipen ziehen würde, gehe ich davon aus, dass meine Zahnbürste am nächsten Tag ins Leere greifen würde. Hier aber machte es mir nichts aus, etwas anders zu sein. Denn irgendwie war hier jeder anders. Über die Anzahl der Biere, bzw. Thai Whiskys, verlor ich irgendwann die Kontrolle, wenn ich sie überhaupt jemals gehabt haben sollte. Gut, dass ich von Zuhause schon ein paar Aspirin eingepackt hatte. Mein amerikanischer Freund trank sicherlich dreimal so viel wie ich. Ehrlich gesagt bin ich da auch nicht böse drum. Egal wo wir hinkamen, kannte man ihn beim Namen. Stärker noch, er wurde bereits gerufen, sobald wir in Sichtweite kamen. Da hatte ich einen richtigen Insider gefunden. Viele Geschichten, die er mir erzählte, die so unglaublich waren, dass sie schon fast wieder wahr sein konnten, kann und will ich hier nicht niederschreiben. Das würde den Rahmen bei Weitem sprengen und die Hälfte des Inhalts müsste ich aller Wahrscheinlichkeit nach weglassen oder schwärzen. Durch die hohe Schlagzahl, die er vorlegte, kam mein amerikanischer Freund schnell ins Wanken. Gegen 11 Uhr verabschiedete er sich und ließ sich durch eine der Mitarbeiterinnen der letzten Bierbar, in der wir waren, nach Hause bringen. Die kannte das schon, da er wohl bei seinen Touren meist in dieser Bierbar versagte, um dann nach Hause gebracht zu werden. Seinen Kopf möchte ich morgen nicht haben.
Da ich nicht weit vom Epicenter des Nachtlebens entfernt war, der Walkingstreet, beschloss ich noch, einen Abstecher dorthin zu unternehmen. Um die Uhrzeit war dort richtig was los. Die Straßen waren voll mit Touristen, fliegenden Händlern und Einheimischen. Irgendwo wollte immer irgendwer, irgendetwas an irgendjemanden verkaufen. Entweder sollte man in einem Restaurant, eine Bar, ein Eiskaffee oder sonst wohin gelotst werden. Aber nie aufdringlich. Immer nett, freundlich und zurückhaltend. An eine offene Bar setzte ich mich hin und bestellte eine Cola. Alkohol wollte ich heute nicht mehr sehen. Es war interessant, sich das Treiben aus der Perspektive der offenen Bar anzuschauen. Während ich hier so saß, kam der ein oder andere fliegende Händler vorbei und versuchte CD‘s oder DVD’s an den Mann zu bringen. Überraschenderweise gab es auch viele deutsche CD’s oder Kinofilme. Und mit 1,60 € nicht einmal teuer. Da ich nicht vorhatte, mir in den nächsten Wochen irgendwelche Kinofilme anzuschauen, lehnte ich dankend ab. Nach einiger Zeit ging ich weiter, aß noch ein wenig an den Garküchen und machte mich auf den Weg zurück ins Hotel. Natürlich ging ich wieder durch ein paar Seitenstraßen. Das machte den Heimweg nochmals interessant, da man auch dort auf die neusten Attraktionen der einzelnen Bars hingewiesen wird. Im Hotel angekommen, merkte ich meine Müdigkeit, von der ich solange ich draußen unterwegs war, nichts bemerkt hatte. Noch frisch machen und ab ins Bett, denn morgen geht es zurück nach Bangkok, zum Suvarnabhumi Airport. Keine Ahnung, wann ich im Bett war, aber es wäre besser gewesen zur Sicherheit ein Wecker zu stellen. Um viertel vor elf am nächsten Morgen wachte ich auf. Eigentlich sollte ich schon bis 11 Uhr ausgecheckt haben. Das war jetzt fast unmöglich. Unsinn, es war unmöglich. Ein Anruf bei der Rezeption gab mir 30 Minuten extra Zeit. Das ist zu schaffen. Eine Katzenwäsche unter der Dusche, schnell meine restlichen Sachen in den Rucksack gepackt und um fünf vor halb zwölf stand ich an der Rezeption.
Bis zu diesem Punkt hatte ich noch gar keine Zeit nervös zu werden. Das änderte sich jedoch schlagartig, als ich am Abfluggate ankam. Es sollte noch über eine Stunde dauern, bis ich an Bord des Flugzeugs gehen konnte. Jetzt geht es wieder ins Ungewisse. Eine neue Seite in dem Buch der Abenteuer wird aufgemacht. Die Airline, mit der ich flog, war eine asiatische Billig-Airline. In Deutschland flieg‘ ich nicht einmal mit Ryan Air und hier fliege ich mit einer mir unbekannten Airline. Auch ein Abenteuer, aber hoffentlich ein Abenteuer mit gutem Ausgang. Es wird schon schiefgehen. Die Ungewissheit lässt die Denkmaschine wieder laufen. Wenn alles gut läuft, wartet am Flughafen in Phnom Penh ein Taxifahrer auf mich, der mich ins Hotel bringen soll. Das wäre schon mal die halbe Miete. Das elektronische Visum habe ich bei mir in doppelter Ausfertigung. Pass, Portmonee, Kreditkarten, alles da! Mein Flug wurde aufgerufen! Wir mussten eine Treppe hinunter laufen und wurden mit einem klimatisierten Bus zum Flugzeug gebracht. Mit dem Handgepäck die Gangway hinauf und rein ins Flugzeug. Es war eine angenehme Überraschung. Das Flugzeug, ein fast nagelneuer Airbus, also viel besser als ich es erwartet hatte. Während des knapp einstündigen Fluges konnte man wohl Getränke und Mahlzeiten kaufen, darauf konnte ich jedoch gerne verzichten. Auf halber Strecke bekamen wir Einreiseformulare die ausgefüllt werden mussten. Diese Formalität ist schnell erledigt.
Mein Taxi hatte ich gestern bereits gebucht. Der Fahrer wartete bereits vor dem Hotel. Normalerweise dauert die Fahrt zum Flughafen ungefähr 90 Minuten. Da heute etwas mehr auf den Straßen los war und es auf der Autobahn Richtung Flughafen auch nur schleppend voran ging, benötigten wir fast zweieinhalb Stunden. Wir erreichten den Flughafen gegen viertel nach zwei. Der Check in bei AirAsia lief problemlos, jetzt noch durch die Imigration um Thailand wieder verlassen zu können Richtung Phnom Penh-Kambodscha. Bis zu diesem Punkt hatte ich noch gar keine Zeit nervös zu werden. Das änderte sich jedoch schlagartig als ich am Abfluggate ankam. Es sollte noch über eine Stunde dauern bis ich an Bord des Flugzeugs gehen konnte. Jetzt geht es wieder ins Ungewisse. Eine neue Seite in dem Buch der Abenteuer wird aufgemacht. Die Airline mit der ich flog, war eine asiatische Billig-Airline. In Deutschland flieg ich nicht einmal mit RyanAir und hier fliege ich mit einer mir unbekannten Airline. Auch ein Abenteuer, aber hoffentlich ein Abenteuer mit gutem Ausgang. Es wird schon schiefgehen. Die Ungewissheit lässt die Denkmaschine wieder laufen. Wenn alles gut läuft wartet am Flughafen in Phnom Penh ein Taxifahrer auf mich, der mich ins Hotel bringen soll. Das wäre schon mal die halbe Miete. Das elektronische Visa habe ich bei mir, in doppelter Ausfertigung. Pass, Portmonee, Kreditkarten, alles da! Mein Flug wurde aufgerufen! Wir mussten eine Treppe hinunter laufen und wurden mit einem klimatisierten Bus zum Flugzeug gebracht. Mit dem Handgepäck die Gangway hinauf und rein ins Flugzeug. Es war eine angenehme Überraschung. Das Flugzeug, ein fast nagelneuer Airbus, also viel besser als ich es erwartet hatte. Während des knapp einstündigen Fluges konnte man wohl Getränke und Mahlzeiten kaufen, darauf konnte ich jedoch gerne verzichten. Auf halber Strecke bekamen wir Einreiseformulare die ausgefüllt werden mussten. Diese Formalität ist schnell erledigt.
Nach der Landung konnte ich direkt mit meinem Einreiseformular und dem elektronischen Visum zum Immigration Officer gehen. Dort bekam ich meinen Einreisestempel. Ich nahm meinen Rucksack vom Band und lief zum Ausgang. Soweit hat alles funktioniert, jetzt nur noch der Taxifahrer. Nun wird sich herausstellen, ob meine Buchung, die ich vor einigen Monaten getätigt habe, funktioniert hat. Das Hotel wollte keine Kreditkarte, oder sonst eine Vorauszahlung haben. Das hat mich wohl stutzig gemacht, da ich nur ein paar Tage vor meinem Abflug das Zimmer per E-Mail bestätigen musste. Entweder ich stehe gleich draußen und es steht dort niemand mit einem Schild, auf dem mein Name geschrieben steht, oder ich sitze gleich in einem vollklimatisierten Taxi, das mich in mein gebuchtes Hotel bringt. Am Ausgang sah ich jemanden stehen. Er war sehr dünn, geschätzte Mitte 30, eine von der Sonne ausgegerbte Lederhaut schaute mich an. Und das wichtigste, auf dem Schild, das er in seinen Händen hielt, stand mein Name. Hurra, dachte ich. Alles ist gutgegangen. Der Taxifahrer ist da, sein Taxi wird er mitgebracht haben und den Weg sollte er auch kennen. Da fiel mir wirklich ein Stein vom Herzen. Ich bin an meinem Ziel angekommen. In Kambodscha. Jetzt bin ich mittendrin in meinem Abenteuer! In den nächsten Wochen bin ich unterwegs als Entdecker, werde quer durch Kambodscha reisen, eine neue Kultur kennen lernen und ein mir vollkommen unbekanntes Land erforschen. Der Fahrer packte meinen Rucksack und mein Handgepäck in den Kofferraum, lud mich ein und fuhr los.
Sollte ich irgendwann in meinem Leben, irgendwo, irgendjemanden für seinen Fahrstil kritisiert haben, so ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um mich jetzt und hier in aller Form zu entschuldigen. Denn das, was ich jetzt erleben musste, hatte mit Fahrerstil und Autofahren so viel zu tun, wie Benzin mit Löschwasser. Er fuhr links, er fuhr rechts, er fuhr in den Gegenverkehr. Er überholte wo er wollte, er wurde überholt, wo man es nicht erwartete, er bog in den Gegenverkehr ab und auf der dreißigminütigen Strecke hatten wir mindestens minütlich einen beinahe Zusammenstoß. Autos, Motorräder, LKWs, Fußgänger, Radfahrer und Busse nahmen zusammen am Straßenverkehr teil, allerdings jeder so, wie er es für richtig hielt. Obwohl die Klimaanlage im Auto auf vollen Touren lief, kam ich schweißgebadet an meinem Hotel an. Der Fahrer lud mein Gepäck aus, ich bezahlte ihm 12,00 $ inklusiv 2,00 $ Trinkgeld und ging ins Hotel.
Das Wort Hotel ist, bei dem Anblick der sich mir bot, die völlig falsche Beschreibung des Objektes. Es handelt sich mehr um eine heruntergekommene Absteige. Das erste was man sah, wenn man rein kam, war ein großer Tresen an dem ein paar Leute saßen und einen Billardtisch. An der Bar fragte ich nach der Rezeption und er deutete mir, an der Bar vorbeizugehen zu einer Art Kassenhäuschen. Das war die Rezeption! Jetzt wusste ich auch, warum die keine Kreditkarten wollten. Hier gilt „Nur Bares ist Wahres“. Ich bekam meinen Schlüssel für mein Zimmer im obersten Stockwerk. Der Mann an der Rezeption sagte mir, ich sollte erst einmal meine Sachen ins Zimmer bringen und anschließend mit meinem Pass und alles was mir lieb und teuer ist, wieder zu ihm zurück zu kommen. Eine Angestellte brachte mich auf mein Zimmer. Mein Gepäck trug ich selbst, da es im gesamten Hotel keinen Aufzug gab. Nur schmale, steile Holztreppen und verwinkelte Gänge. Bin schon ganz gespannt, wie mein gebuchtes Zimmer aussehen wird, mit großem Whirlpool und Sonnenterrasse. Nach einer gefühlten Ewigkeit und dem Erreichen des obersten Stockwerks, liefen wir außen über eine Galerie und durch ein schmiedeeisernes Tor auf eine Terrasse. Auf der Terrasse standen ein paar Pflanzenkübel, zwei Stühle und ein Holztisch.
Die Angestellte schloss eine Tür auf und bat mich hinein. Im Zimmer befand sich ein Bett, ein Schrank, ein Tisch, ein Stuhl und an der Wand ein Fernseher. Hinter einer Wand befanden sich ein Waschbecken und ein großer Whirlpool. Auch hierbei ist Whirlpool die Übertreibung des Jahres, genauso wie das Wort Hotel nicht zu dieser Absteige passt, genauso wenig passt das Wort Whirlpool zu dieser selbstgebauten überdimensional gefliesten Badewanne. Die Fernbedienung für den Fernseher und für die Klimaanlage, kann ich mir an der Rezeption abholen, gegen Hinterlegung eines Pfandes, sagte mir die Angestellte in gebrochenem Englisch. Na Klasse, da komme ich gerade her. Ich packte also kurzerhand alles aus was mir lieb und teuer war und nahm es mit zur Rezeption. Nach den Formalitäten bekam ich meine Fernbedienungen und einen Schlüssel für einen Spind-Fach, in das ich am besten alle Wertgegenstände deponieren konnte. Dieser Spind stand hinter der Rezeption und wurde 24 Stunden am Tag überwacht. Einen Hotelsafe oder ein Zimmersafe gab es nicht. Bewaffnet mit meinen Fernbedienungen musste ich jetzt wieder die drei Etagen durch das heiße stickige Treppenhaus hinauf laufen.
Endlich oben angekommen, betrat ich mein Zimmer und schaltete die Klimaanlage ein. Die Wartung der Klimaanlage war sicherlich schon zehn Jahre fällig. Mehr als ein bisschen lauwarme Luft kam da nicht raus. Dafür hing an der Decke ein großer Ventilator. Zu meiner großen Überraschung funktionierte dieser sogar. Jetzt muss ich mich erst einmal umziehen. Draußen war es bereits Abend geworden und ich war völlig durchgeschwitzt vom Treppensteigen. Den Whirlpool hatte ich gesehen, aber wo war jetzt die Dusche? Nach kurzer Suche sah ich einen Duschkopf aus der Wand kommen, dort wo sich auch der Whirlpool befand. Egal, Hauptsache ich kann jetzt duschen und mich vom Schweiß befreien. Nachdem ich mich wieder frisch gemacht, neue Sachen angezogen hatte und mich wieder bedeutend besser fühlte, reifte in mir der Entschluss, Phnom Penh bei Nacht zu entdecken.
Ich verließ das Zimmer, schloss die Tür ab und fühlte mich auf einmal richtig gut. Ich schaute hinab auf die Dächer Phnom Penh’s. An den Außenfassaden der Häuser liefen überall kleine Geckos herum. Eine leichte Brise strich über meine Haut.
Ich war angekommen! Angekommen im Land der Khmer.
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