Meine Geschichte – Wie alles begann | Teil 8

Baht Busse - Beach Road - Pattaya - Thailand

Baht Busse – Beach Road – Pattaya – Thailand

Ich trat auf die Straße vor das Hotel. Die Hitze Thailands umarmte mich. Fremde Gerüche überfluteten meine Sinnesorgane. Vor meinem Hoteleingang blieb ich stehen und schaute mich um. Das Hotel befand sich in der Mitte einer kleinen schmalen, ruhigen Seitenstraße von ein paar 100 Meter Länge, der Soi 13/2. Die schmalen Straßen in Thailand, vergleichbar mit unseren Seitenstraßen, nennt man Soi, die großen breiten Straßen, vergleichbar mit unseren Hauptstraßen, nennt man Sai. Das 13/2 heißt nichts anderes als dass es die zweite Soi 13 ist. Die kleinen Seitenstraßen sind der Reihe nach nummeriert. Das heißt, die nächste Seitenstraße ist die Soi 13/3 und die vorherige Seitenstraße ist demnach die Soi 13/1, da sie die erste Soi 13 ist. Auf der anderen Straßenseite befand sich eine Thai Massage. Vor der Thai Massage standen mehrere kleine Plastikstühle. Auf denen saßen mehrere hübsche junge Thailänderinnen und boten mir ihre Dienste an. Links vom Hotel befand sich auf der gleichen Straßenseite ein kleiner Laden, der Strandtextilien verkauft. Auf der gegenüberliegenden Seite links, befand sich eine offene Bier-Bar, in der einige Thai Mädchen hinter dem Tresen herumstanden. Vor dem Tresen saßen einige Touristen, unterhielten sich mit den Mädchen und tranken Bier. Da es noch früher Abend war, waren noch nicht viele Touristen dort. Rechts vom Hotel, auf der gegenüberliegenden Seite, befand sich ein kleines Reisebüro mit einer Taxivermittlung. Hinter dem Reisebüro sah man bereits ein hektisches Treiben. Dort war die Second Road, einem der großen Verkehrsadern in Pattaya. Wo sollte ich jetzt hingehen in der mir unbekannten Stadt? Ich entschied mich nach links zu gehen, da ich am Ende der Straße bereits das Meer sah. Die Hitze Pattaya‘s hüllte mich ein.

Bierbar aus einem Baht Bus - Pattaya - Thailand

Bierbar aus einem Baht Bus – Pattaya – Thailand

Es war jetzt eine wohlige angenehme Wärme. Nicht mehr so unangenehm wie noch heute Mittag am Flughafen. Überall liefen Geckos an den Wänden der Häuser. Von der Nervosität und Anspannung war nichts mehr übrig. Stattdessen bestimmte die Neugierde auf das, was mich noch erwarten wird, mein weiteres Handeln.  Ich erreichte das Ende der Straße und befand mich jetzt auf der Beach Road. Welch ein Unterschied, von meiner kleinen Seitenstraße auf die mächtige Beach Road. Hier befanden sich auf der linken Seite viele kleine Bars, Restaurants, kleine Textil und Souvenirläden, Hotels und Shopping Malls.  Auf der rechten Seite befand sich ein breiter Bürgersteig mit vielen Sitzgelegenheiten, vielen Touristen und noch mehr Thais, die gemütliche herum saßen und aßen, was Thais scheinbar immer tun. Hinter dem breiten Bürgersteig begann der Strand von Pattaya,  dahinter das offene Meer. Man sah die Lichter der Boote auf der einen und das hektische Treiben der Touristen auf der anderen Seite. Die Beach Road an sich ist eine sehr verkehrsreiche Straße, voll mit Motorrad Taxis, Baht Bussen und rücksichtslos fahrenden Autos. Die wohl günstigste Art, sich in Pattaya fortzubewegen, ist der Baht Bus (rot song taew).  Baht Busse sind nichts anderes als Pickups mit zwei Sitzbänken auf der Ladefläche und einem Dach. Diese Baht Busse fahren auf einer festen Route im Kreis. Der Preis pro Fahrt beträgt im Allgemeinen zehn Baht pro Person und Fahrt, unabhängig von Länge oder Zeit. Man kann mit so einem Baht Bus auch zu anderen Zielen fahren. Dazu handelt man vorher mit dem Fahrer einen Festpreis aus. Wenn man mit einem Baht Bus fahren möchte, stellt man sich an die Straße und hält die Hand raus. Der Baht Bus hält an und man steigt ein. Wenn man aussteigen möchte, drückt man einfach auf einem Klingelknopf und der Baht Bus hält an. Man geht zum Fahrer, bezahlt zehn Baht und das war es. Zehn Baht entsprechen ungefähr 25 Cent. Schneller geht es mit dem Motorrad Taxi, ist aber auch etwas teurer. Hierbei gilt, vor Reiseantritt den Preis aushandeln, um Überraschungen zu vermeiden.

Bierbar an der Second Road – Pattaya – Thailand

Bier Bar an der Second Road – Pattaya – Thailand

Ich ging links in die Beach Road hinein- in Richtung der Walking Street auf der linken Straßenseite. Es war ein schmaler Gehweg, auf dem sich die Touristen und auch ich mich bewegte.  Die Ladenbesitzer mit ihren Auslagen, oder die fliegende Händler belagerten den ohnehin schon geringen Platz des Gehwegs, wodurch man bei entgegenkommenden Personen bereits Schwierigkeiten hatte, auf dem selbigen zu bleiben. Als ungeübter Neuling musste ich einige Male vom Gehsteig runter. Das machte aber nicht viel, da auch auf der Straße Motorräder abgestellt sind oder ein fliegender Händler seine Ware versucht, an den Mann zu bringen.

Nach den ersten 20 Metern kam ich an einem Stand vorbei, der frisch ausgepressten Orangensaft verkaufte. Die Früchte würde man bei uns so sicherlich nicht verkaufen können, da die Farbe und das Aussehen nicht wirklich unseren optischen Mindestansprüchen genügen würden. Aber ich sah, wie viele Menschen, Thais wie Touristen, sich eine frisch gefüllte Plastikflasche, die im Crash-Eis steckte, kauften. Dann wird es schon in Ordnung sein, dachte ich. Also kaufte ich mir eine Flasche mit frisch ausgepressten Orangensaft, öffnete den Verschluss und was soll ich sagen? Der Orangensaft war ein Genuss. Kalt, süß und fruchtig. Man darf eben nicht alles nach seinem Äußeren beurteilen.

Diese Erfahrung sollte ich in den nächsten Wochen noch häufiger machen. Die Flasche in der Hand, an einem Strohhalm nuckelnd, lief ich weiter. Überwältigt vom Treiben, das um mich herum herrschte. Ich wusste nicht, wohin man zuerst schauen sollte. Eine komplette Reizüberflutung fand hier für alle meine Sinnesorgane statt. Ob es die schweißtreibende schwüle Hitze, das Meer von Autos, Motorräder, Baht Taxis oder die Menschenmenge, in der man sich bewegt, ist? Alle Sinne werden bis aufs äußerste gereizt. Man hat am Anfang keinen blassen Schimmer, worauf man sich hier eigentlich konzentrieren soll. Auf die Menschenmassen, die alle versuchen sich auf dem kleinen Gehweg in alle Richtungen fortzubewegen. Oder die Shop-Besitzer, die versuchen, unterschiedlichste Waren an den Mann zu bringen. Vielleicht der fliegende Händler an der Straße, oder der Thai, der einen unvermittelt anspricht, weil er Laserpointer, Nessessärs oder weiß der Henker was, verkaufen will. Dann die vorbeifahrenden Baht Busse, die regelmäßig durch Hupen auf sich aufmerksam machen wollen. Ganz zu schweigen von den unterschiedlichsten Gerüchen, die unentwegt in die Nase steigen und die Phantasie anregen. Wenn man versucht, all dies zu kontrollieren scheitert man kläglich. Überall Essen. Ob vom Holzkohlegrill an der Straße oder dem Obstverkäufer, der vor meinen Augen das Obst schält, portioniert und in eine durchsichtige Plastiktüte verpackt. Egal.

Es ist eine umwerfende Erfahrung, die jeder am Anfang machen wird. Nach weiteren 20 Metern entdecke ich einen Holzkohlegrill auf Rädern. Das heißt, ich entdeckte ihn nicht, sondern meine Sinne führten mich dort hin. Ob es mein Magen war oder meine Nase, oder eine Kombination hiervon weiß ich nicht mehr, aber es roch köstlich. Bestellte mir ein paar Fleischspieße, die dort offen ungekühlt auslagen. Sollte hier einmal ein deutscher Lebensmittelkontrolleur Urlaub machen, dürfte sein Herzinfarkt bereits vorprogrammiert sein. Das heißt, ich nehme die Spieße und gebe sie dem Verkäufer der diese dann fachmännisch für mich zubereitet.  Anschließend landen die Spieße in einer kleinen Tüte, die ich nach dem Bezahlen überreicht bekomme. Ein Fleischspieß kostete zwischen 10 und 20 Baht. Ich hatte gleich 8 oder 10, da ich mich nicht entscheiden konnte, was ich wollte. Mein Magen schien zu sagen „lass uns alles einmal probieren“. Das tat ich auch. Dafür war ich ja hier. Was neues auszuprobieren.  Ich bekam noch ein kleines Säckchen mit einer selbstgemachten Sauce, eins mit gekochtem Klebereis und ging auf die andere Straßenseite, wo die Thais auch saßen und aßen. Nachdem ich ein freies Plätzchen gefunden hatte, ließ ich mich dort nieder und zog meinen ersten Spieß aus der Tüte. Was war das lecker. Der erste Spieß war wohl Hähnchenfleisch. Überirdisch lecker. Wirklich Klasse. Und das für 10 Baht. Auch jeder weitere Spieß war ein Genuss. Ob es nun ein Spieß mit Fleischklösschen war oder mit Rind oder Schweinefleisch oder, oder, oder… in Kombination mit der Sauce und dem Reis einfach phänomenal gut!

Dass ich nach dem Schlafen so hungrig war, hatte ich gar nicht bemerkt. Erst dieser kleine Stand mit dem Holzkohlegrill erinnerte mich an die Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme. Die Thais, die mir gegenüber saßen schmunzelten, als sie mich essen sahen. Ich denke es lag wohl an der Anzahl der Spieße, die ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie sagten was von „Aroi“ und „Pumpui“. Keine Ahnung was die von mir wollten. Damals. Übersetzt hieß das so etwas wie “Lecker“ und das Gegenteil von dünn. Hauptsache es schmeckt. Und das tat es wirklich. Nachdem ich alles aufgegessen hatte, wühlte ich meinen Stadtplan hervor. Vielleicht kann ich mir noch das Hotel anschauen, das ich für meine Rückreise bereits reserviert hatte. In dem ich bereits vor mehreren Monaten mein Hähnchen mit Pommes und Salat vorbestellt hatte. Auf der Karte hatte ich mir das Hotel „Klein Heidelberg“ bereits in Deutschland eingezeichnet.

Das Hotel lag in entgegengesetzter Richtung. Da der Verkehr auf der Beach Road nur in eine Richtung ging, musste ich durch eine Seitenstraße auf die Second Road. Der Verkehr fuhr in die entgegengesetzte Richtung. Hand raus und meinen ersten Baht Bus angehalten. Jetzt versuchte ich durch die Karte die ich in der Hand hielt und der an mir vorbeifliegenden Umgebung festzustellen, wo ich mich befand. In einer so fremd anmutenden Umgebung ist das nicht wirklich einfach und ehrlich gesagt, wusste ich bereits nach 5 Minuten nicht mehr, wo ich mich befand. Jedoch wusste ich, dass ich auf einen Kreisverkehr achten musste in deren Mitte ein Delphin war. Und nach 10 Minuten Fahrt sah ich ihn auch. Klasse, endlich etwas das auf Anhieb funktioniert. Das gibt Selbstvertrauen. Klingel drücken, aussteigen, Fahrer 10 Baht geben und die Straße überqueren.  Den nächsten Baht Bus ganz professionell angehalten und nach dem Restaurant „Anton“ Ausschau gehalten, da ich gesehen hatte, dass sich gegenüber dem Restaurant die kleine Seitenstraße befand, in der das Hotel „Klein Heidelberg“ lag. Auch auf der gesamten Fahrt nimmt die Reizüberflutung kein Ende. Überall offenen Bierbars, Thai Massagen, Restaurants, Hotels, Livebands, Menschen, Motorräder. Und da war „Anton“.

Mein Orientierungspunkt. Ich suchte die Klingel und fand sie schließlich. Aber da waren wir schon ein paar 100 Meter weiter. Die gleiche Prozedur wie beim ersten Mal: aussteigen, Fahrer zehn Baht geben, fertig. Leider musste ich durch meine kleine Unaufmerksamkeit ca. 500 Meter zurücklaufen. Auch 500 Meter können in dieser ungewohnten Hitze eine schweißtreibende Angelegenheit sein. Das Hotel befand sich in der Soi 18 Wongamat im Stadtteil Naklua, Banglamung. Ich konnte mich also wieder an der Nummerierung der Straßen orientieren, um die richtige Seitenstraße zu finden. Der Stadtteil Naklua ist im Allgemeinen fest in deutscher Hand.  Deutsche Restaurants, deutsche Hotels, deutsche Gemütlichkeit, deutsch eben. Aber darum war ich nicht hier. Da hätte ich auch genau so gut in Deutschland bleiben können.

Leo's Blues Bar - Naklua - Banglamung - Pattaya - Thailand

Leo’s Blues Bar – Naklua – Banglamung – Pattaya – Thailand

Dort angekommen, bog ich in die kleine Soi 18 ein und hatte mittlerweile wieder einen Riesendurst. Die erste Bar in dieser Soi 18 war Leo’s Blues Bar mit Livemusik. Es war immer noch früh am Abend und somit noch einige Plätze frei. Erst einmal ein kaltes Bier zur Abkühlung. Die Bedienung war recht schnell und brachte mir eine Flasche Heineken Bier, eingepackt in eine Art Styroporbecher, um das Bier gut gegen die tropische Hitze zu schützen. Am Nebentisch saß ein Amerikaner mit seiner Frau und wir kamen ins Gespräch. Smaltalk eben, wie so häufig im Urlaub. Er gab dann noch einen Whisky aus und wir plauderten in den Abend hinein. Da wir ziemlich dicht an der Band saßen, bekam ich im ersten Moment nicht mit, wer sich hinter uns in die Bar gesetzt hatte.

Mario Teusch von DSDS - Leo's Blues Bar - Naklua - Banglamung - Pattaya - Thailand

Mario Teusch von DSDS – Leo’s Blues Bar – Naklua – Banglamung – Pattaya – Thailand

Erst als das Bier wieder aus meinem Körper heraus wollte und ich aufstand, um dies zu ermöglichen, sah ich plötzlich ein bekanntes Gesicht vor mir. Es war Mario Teusch von DSDS mit einer thailändischen Begleitung. Nachdem die Überreste des holländischen Bieres mich wieder verlassen hatten, ging ich wieder zurück in Richtung Band, entschloss mich jedoch kurzerhand Mario anzusprechen. Dieser war sichtlich froh, dass er erkannt wurde und erzählte, dass er mit der thailändischen Frau schon ein paar Wochen zusammen ist und viele neue Dinge in Deutschland plant mit seinem Management. Dabei fummelte er die ganze Zeit an seiner Videokamera herum. Er sagte, dass seine Freundin mit der Band gesprochen hatte und er gleich singen würde. Ja Singen, er nannte das wirklich Singen, was er da vorhatte. Er wollte „West Virginia“ singen. Ich ahnte es, er meinte „Country Roads“ von John Denver und seine „Freundin“ sollte das mit seiner Videokamera alles filmen, damit es in Deutschland auf seiner Internetseite gezeigt werden kann.

Amerikanische Bekannte - Leo's Blues Bar - Naklua - Banglamung - Pattaya - Thailand

Amerikanische Bekannte – Leo’s Blues Bar – Naklua – Banglamung – Pattaya – Thailand

Wer sich von euch noch an die grauenhaften Auftritte von Mario bei DSDS erinnern kann, weiß was jetzt kommen musste. Ich konnte es und wusste was mir bevorstand. Wünschte ihm viel Glück und ging zurück zu den amerikanischen Eheleuten, um diese vorzuwarnen. DSDS heißt in den USA „American Idol“ und sie dachten, dass dort nur Talente auftraten, hatten es aber auch in den USA nicht richtig verfolgt. Sollte ich sie überhaupt vorwarnen? Aus DSDS wusste ich, dass das arme Ehepaar von ihrer eigenen Muttersprache nicht viel verstehen wird. Wird bestimmt Fremdschämen. Jetzt bestellte ich einen Whisky für meine amerikanischen Freunde, denn ich wusste, sie werden ihn bald brauchen…Bedienung…

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