Meine Geschichte – Wie alles begann | Teil 9

Mario Teusch in Action ;)

Mario Teusch in Action 😉

„Bitte 3 doppelte Whiskey für mich und meine amerikanischen Freunde!“  sagte ich der netten Bedienung, die sogleich kam als ich ihr ein Zeichen gab das ich noch etwas bestellen wollte.  Drei Minuten später kamen unserer Getränke. Zeitgleich kündigte eine thailändische Stimme in gebrochenem Englisch einen Gastsänger an. Wenn die wüssten was da auf sie zukommt. Im inneren bereite ich mich bereits aufs Fremdschämen vor. Das kann einfach nicht gut gehen. Und da kam er, Mario Teusch, in seinem Orange-gelben Hawaii Hemd mit Palmen und Strandmotivprint, kurzer Jeanshose und beidseitigen „Hämatomen“ am Hals. Die letzten Nächte scheinen sehr aktiv gewesen zu sein, entgegnete mein amerikanischer Freund neben mir. Dem konnte ich nur beipflichten. Marios „Freundin“ nahm Marios Videokamera in die Hand und hielt diesen Moment des Grauens für die Ewigkeit fest. Schade dass ich nur meinen Fotoapparat bei mir trug. Das hätte ich gerne für die Nachwelt auf Video gebannt. Die Musik setzte ein und Mario begann zu singen. Ohne Text und ohne Stimme.

Ein Küsschen als Dankeschön für den Tanz - Mario Teusch

Ein Küsschen als Dankeschön für den Tanz – Mario Teusch

Hätte man ihm doch zumindest den Text an die Hand gegeben. Er begann mit einem Nuscheln das den Ausdruck Gesang nicht verdient hatte. So hangelte er sich bis zum Refrain und mir wurde deutlich, warum er Country Roads als West Virginia bezeichnete. Das war die einzige Textstelle die wirklich saß. Ein paar Engländer 2 Tische weiter lagen auf dem Boden und konnten sich gar nicht mehr einkriegen. Schließlich wurde Mario als Idol Star (die internationale Version von DSDS) angekündigt. Das Ehepaar neben mir war zu keiner Reaktion fähig. Mario verlegte sich vom Singen aufs Tanzen und ein geistesgegenwärtiger Thailänder ersetzte Marios Stimme im Gesang, was gleich eine Wohltat für die Ohren der anwesenden Gäste war, was sogleich mit tosendem Applaus bedacht wurde.

Mario kontrolliert seine Auftritt auf Video

Mario kontrolliert seine Auftritt auf Video

Mario dachte, dass der Applaus ihm galt und drehte richtig auf beim Tanzen.  Vielleicht war es auch besser so dass die Videokamera im Hotel war. So kann ich die Geschichte nur beschreiben, was schon schlimm genug ist. Als Video würde es mit Sicherheit ungeahnte Klickzahlen auf YouTube erreichen. Mario nahm sich eine Angestellte der Bar und legte eine heiße Sohle aufs Parket. Ein Glück das er nicht sah wie der Rest der Bar und seine Tanzpartnerin sich hinter seinem Rücken über ihn amüsierten. Mario bedankte sich für die Rettungsaktion mit einem Küsschen auf die Wange, bei seiner Retterin. Nach dem Auftritt wurde dann das Video in Augenschein genommen, ob auch alles gut durch Marios Begleiterin für die Nachwelt aufgenommen wurde. Anschließend musste seine „Freundin“ wieder „herhalten“.

Marios Hände klebten am kleinen Hintern

Marios Hände klebten am kleinen Hintern

Marios Hände klebten wie magnetisiert an dem kleinen süßen Hintern seiner Thai Freundin fest, als gäbe es keinen Morgen mehr. Später kamen wir noch ins Gespräch und spielten ein paar Runden Pool-Billard, zusammen mit meinem amerikanischen Freund und Marios Freundin.  Seine Freundin erzählte uns … na das lasse ich jetzt lieber sein… einiges über Mario. Nur so viel, er hat keine Ahnung, aber Spaß ohne Ende. Ist ja auch klar. Endlich hört ihm mal jemand zu. Die Thailänder haben so eine Leidensfähigkeit. Bewundernswert ;). Auch während des Billard-Spiels konnte er seine Hände nicht bei sich behalten.

Mario genoss es  richtig unter Menschen zu sein. „In der Tat“, dachte ich mir. Ich verstand warum er hier in Pattaya war. Weit weg von zu Hause.

Mario Teusch während des Billard-Spiels

Mario Teusch während des Billard-Spiels

Auch wenn hier vieles nur Show ist, so gibt es ihm das Gefühl, so zu sein, wie alle anderen. Einfach akzeptiert, ohne dass jemand über sein Aussehen lacht, oder sich jemand über sein „Gesangstalent“ lustig macht. Genau das war es das viele hierher trieb. Mein amerikanischer Freund sagte mir dass er schon seit Jahren hier nach Pattaya kommt und die Unbeschwertheit hier in Thailand genoss. So langsam fing ich an zu begreifen, das Pattaya mehr war als nur ein riesiges Bordel wie es in der Presse oft tituliert wird. Es war viel mehr. Es war ein Zuhause für diejenigen, die bei uns in Deutschland keine Chance auf Anerkennung und Zuneigung hatten. Ein Zuhause, wenn auch nur auf Zeit, in dem man seine Träume noch leben kann. Heute hatte ich meine erste Lektion gelernt. Und das sollte erst der Anfang sein. Der Anfang einer Liebe. Der Liebe zu einem Land und deren Menschen. Thailand, das übersetzt das Land der Freien heißt. Und ja, Mario war frei. Frei von allen Zwängen die er in Deutschland erlebte. Frei von Diskriminierung, frei von der Gesellschaft, die ihn im normalen Leben nicht akzeptierte. Hier war es anders. Und das gefiel ihm. Darum kam er immer wieder zurück ins Land of Smile. Den Alltag hinter sich lassend um wieder frei zu sein. Ich bezahlte meine Rechnung und ging weiter die Straße herunter zu meinem gebuchten Hotel für die Rückreise. Auf dem Weg dorthin begegnete ich einem Verkäufer, der einen kleinen Wagen aus kleinen Aluminiumprofielen vor sich herschob, in denen durchsichtige Scheiben eingesetzt waren, durch die man seine Ware bewundern konnte. Man sah auf Crasheis gekühlte Früchte. Einige kannte ich, wie zum Beispiel Ananas. Einige kamen mir seltsam fremdartig vor. Mein Bedarf an Experimenten war heute noch nicht so groß, also nahm ich 2 Stücke Ananas für 20 Bath (0,40€). Der Verkäufer nahm die Ananas, zerteilte diese in mundgerechte Stückchen und packte diese in eine kleine durchsichtige Plastiktüte ein. Anstelle einer in Deutschland obligatorischen Plastikgabel bekam ich hier einen Holzspieß als Besteck. Die Ananas war süß und lecker. Zuhause hatte ich schon des Öfteren Ananas gegessen, aber noch keine hat so nach Sonne geschmeckt wie diese. Anders kann ich diesen Geschmack nicht beschreiben. Die Ananas schmeckte nach Sonne. Lecker!

Ein kleines Stückchen weiter die Straße herunter war das Hotel „Klein Heidelberg“. Die kleine Straße in der ich mich befand war ruhig, obwohl sich keine 200 Meter weiter die große Naklua Road mit ihrem geschäftigen Treiben befand. Gegenüber vom Hotel war eine Karaoke Bar und ein kleiner Supermarkt. Das war sehr praktisch, da ich bereits wusste dass sich im Hotelzimmer ein Kühlschrank befand, dieser aber leer war. Das Befüllen des Kühlschranks wird sich also vom Aufwand her sehr in Grenzen halten. Das Hotel hatte ein offenes Restaurant und war zur Hälfte gefüllt. Ein Tisch zur Straßenseite hin war frei, dort setzte ich mich hin und bestellte etwas zu Trinken. Die Bedienung war schnell und brachte mir gleich die Speisenkarte in Deutsch. Meine Wahl fiel  auf ein thailändisches Gericht. Einen Thai Curry mit Reis und Hähnchenfleisch, in einer köstlichen Kokossauce. Während ich auf das Essen wartete schaute ich mir die Umgebung und das Treiben auf der gegenüberliegenden Seite der Straße in der Karaoke Bar an. Dort spielte eine Live Band zu bekannten Liedern und unterstützten die mehr oder weniger talentierten Gäste bei Ihrer Darbietung. Das Essen kam schnell und war richtig lecker. Vielleicht ein wenig scharf, aber lecker. Für ihre Schärfe ist die Thaiküche schließlich weltweit bekannt. War das angenehm, nach all dem Reisestress saß ich nun glücklich und zufrieden da und fühlte mich rundum glücklich. Das Essen kostete keine 2 €uros. Nach dem Bezahlen der Rechnung stand ich auf und ging den Weg zurück zur Hauptstraße, der Naklua Road, vorbei an den offenen Beer Bars und kleinen Essensverkäufern. An der Naklua Road angekommen erkannte ich auf der anderen Straßenseite, dass Anton. Eine Institution in Pattaya für alle Deutschen. Anton, der eigentlich Peter heißt, ist schon seit Jahren mit seinem Restaurant in Pattaya und entsprechend kennt ihn hier jeder. Morgen werde ich zum Frühstück wiederkommen, beschloss ich, hielt ein Bath Taxi an, stieg ein, setzte mich auf die mit Plastikfolie gepolsterte Bank und fuhr zurück Richtung Beach Road. Auf dem Rückweg musste ich jetzt nicht so sehr darauf achten wo ich mich befand und hatte Zeit mich mehr auf meine Umgebung einzulassen.

Garküchen überall. Verhungern unmöglich ;)

Garküchen überall. Verhungern unmöglich 😉

Überall sah ich die offenen Beer Bars, Essensstände und die vielen Thai Massagen. So hatte ich noch keinen Touristenort gesehen. Das ganze Treiben in den Beer Bars schien sich draußen abzuspielen. Essen alle 10 Meter an der Straße in kleinen Garküchen. Fruchtsäfte frisch gepresst, frische Früchte in mundgerechten Stückchen, fliegende Händler überall, gegrilltes Schweine-, Rind- und Hähnchenfleisch, gegrillter Fisch und Salate. Wahnsinn. Und alles ist auch noch unbeschreiblich lecker. Wir fuhren wieder an dem Delfin Kreisverkehr vorbei in die Beach Road. An der rechten Seite wieder das Meer und an der linken Seite die Hotels, Beer Bars, Restaurants, Shopping Malls, kleinen Händlern und Verkaufsständen.  Das pralle Leben. Das Bath Taxi fuhr, regelmäßig hupend, um auf sich aufmerksam zu machen, weiter zum Ende der Beach Road. Um genauer zu sagen zum Epizentrum Pattayas. Der Walking Street.

Walking Street - Pattaya - Thailand

Walking Street – Pattaya – Thailand

Eine Straße die abends für den Autoverkehr gesperrt wird und zur heißesten Partymeile Asiens umfunktioniert wurde. Das Taxi hielt am Ende der Straße da fast alle Passagiere hier ausstiegen. Der Fahrer bekam von jedem 10 Bath und fuhr wieder weiter. Jetzt stand ich vor einem riesigen Fernseher, unter dem mit großen erleuchteten Buchstaben unmissverständlich stand „WALKING STREET“. Die wohl bekannteste Fußgängerzone im asiatischen Raum. Der erste Eindruck ist, dass man keinen Eindruck bekommt, den man auch nur im Entferntesten zuordnen kann. Denn die Überflutung der Sinne durch die große Menschenmenge die sich durch diese Straße schob, plus der Musik die alle 10 Meter durch ein noch lauteres Soundsystem übertroffen wurde und die leuchtenden Neonschilder, die in allen Farben blinken hauten einen einfach gesagt um.

Thailänderin versucht Gäste zu akquirieren

Thailänderin versucht Gäste zu akquirieren

Überall versuchen Schlepper Gäste zu akquirieren oder junge Thai Frauen stehen mit Werbeschildern an den Straßen, auf denen der Bierpreis der Happy Hour einer Bar angegeben stehen. Wichtig ist, das man dann in den Bars auch das Bier bestellt das für die Happy Hour vorgesehen ist. Gemeint ist meist einheimisches gezapftes Bier und nicht das Flaschenbier. Das Flaschenbier kostet nämlich den normalen Preis, also keine Happy Hour. Auch sonst konnte man alles bekommen was das Herz begehrt. Von Thai-Food bis Döner, von der Pizza bis zum Hamburger. Auch Insekten in allen Variationen, Spielzeuge oder Laserpointer. Es gab nichts was es nicht gab. Langsam schlenderte ich durch die Walking Street in Richtung Hafen. Je weiter ich zum Hafen kam desto russischer und unangenehmer wurden die Menschen. Also beschloss ich umzukehren in den „angenehmeren“ Teil der Walking Street. Mich überraschte das kleine Kinder abends um 22:00 Uhr noch Kunststücker vorführten, sei es mit dem Fußball, oder auch kleine artistische Nummern. Um 23:30 sah ich die Kinder immer noch. Die gehen morgens wahrscheinlich erst zum Mittagessen in die Schule, wenn überhaupt dachte ich mir. Aber für Mama und Papa abends Geld verdienen ist wohl OK. Wie die Kinder ohne vernünftige Ausbildung später durchs Leben gehen sollen, ist den Eltern scheinbar völlig egal. Die Polizei läuft vorbei und guckt ruhig zu. Andere Länder andere Sitten. Das interessante an der in der Walking Street patrouillierenden Polizei sind die Volunteers. Das sind uniformierte Ausländer, die in Pattaya wohnen und die hiesige Polizei in der Walking Street unterstützen. Bei der Fülle an verschiedenen Nationalitäten eine gute Kombination. Für heute habe ich genug.

Weg von der Walking Street über die Beach Road zum Hotel

Weg von der Walking Street über die Beach Road zum Hotel

Morgen sehe ich mir Pattaya am Tage an. Die Nacht ist hier vom ersten Eindruck Himmel und Hölle zugleich. Mit all den neu gewonnenen Eindrücken mache ich mich auf den Weg in mein Hotel. An der Beach Road entlang auf der mich das Bath Taxi zur Walking Street gebracht hat. Jetzt nur noch die Soi 13 finden und ab ins Hotel. Also lief ich auf der dem Meer zugewandten Seite zurück und war überrascht, dass auch hier viele Thailänderinnen auf ihre „Freunde“ warteten. Wobei ich mir nicht sicher war ob es sich wirklich nur um Thailänderinnen handelte. Zur Sicherheit habe ich dann nochmal die Straßenseite gewechselt, auch wenn der Bürgersteig auf der anderen Seite schmaler war, fühlte ich mich dort einfach besser. Nach 10 Minuten war ich in der Soi 13 und ging in mein Hotel, holte mir meine Zimmerschlüssel an der Rezeption ab und fuhr mit dem Fahrstuhl in meine Etage. Angekommen in meinem Zimmer ging ich nur noch kurz duschen, um den Schweiß der tropischen Nacht wegzuspülen, um anschließend in einen tiefen und festen Schlaf zu versinken…

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